Der Moralapostel

Der Wolf und wir

Warum präventive Abschüsse moralisch problematisch sind
Stell dir vor, du wirst bestraft für ein Verbrechen, das du nie begangen hast – nur weil man vermutet, dass du es eines Tages tun könntest. Klingt absurd? Genau das passiert derzeit mit dem Wolf in der Schweiz.

Der Wolf ist zurück. Seit den 1990er-Jahren besiedelt er wieder die Alpen. Mit seiner Rückkehr wächst aber auch die Debatte über seinen Platz in unserer Kulturlandschaft. Die Politik hat nun entschieden: Ganze Wolfsrudel dürfen präventiv «entnommen» werden – also getötet –, obwohl sie noch keinen Schaden angerichtet haben. Der Grund? Ein potenzielles Risiko für Nutztiere.
Doch ist das moralisch vertretbar? Die Tierethik zeigt: Nein. Eine Analyse mit der 3D-Methode von Samuel Camenzind macht deutlich, dass der präventive Abschuss problematisch ist.

1. Wer zählt moralisch? 
Ein anthropozentrischer Standpunkt würde sagen: Nur der Mensch. Nutztiere sind wirtschaftliche Güter, und Wölfe haben keinen Eigenwert. Der pathozentrische Ansatz hingegen betrachtet alle empfindungsfähigen Lebewesen als moralisch relevant – auch den Wolf. 

2. Wer zählt wie viel? 
Befürworter des Wolfsabschusses gewichten das Leben von Nutztieren höher. Doch eine solche Hierarchie ist willkürlich. Wenn der Wolf moralisch zählt, kann man sein Leben nicht einfach dem wirtschaftlichen Interesse der Nutztierhalter unterordnen.

3. Wie sollen wir handeln? 
Kantianismus und Utilitarismus erlauben den Abschuss nur unter bestimmten Bedingungen. Kontraktualismus und Tugendethik sprechen sich dagegen aus: Der Wolf hat nichts getan, das eine Tötung rechtfertigen würde.

Die Praxis zeigt zudem, dass effektiver Herdenschutz das Problem lösen kann. Wölfe reissen vor allem ungeschützte Schafe. Die Zahl der Angriffe sinkt drastisch, wenn Schutzmassnahmen wie Elektrozäune oder Herdenschutzhunde eingesetzt werden. Der Bund fördert diese Massnahmen – dennoch setzen viele Landwirte sie nicht um.

Die Konsequenz? Ein ethischer Irrweg. Statt den Wolf grundlos zu töten, sollten wir unsere Verantwortung wahrnehmen: Wir müssen lernen, mit ihm zu leben, nicht gegen ihn.
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